Abbildungsmaßstab - lohnt sich Makro-Zubehör ?
Abbildungsmaßstab - lohnt sich Makro-Zubehör ?
in PLAUDERECKE 30.07.2023 18:11von adminFJ • ADMIN Verwaltung | 540 Beiträge | 6927 Punkte
Das Thema Abbildungsmaßstab beschäftigt vor allem die Fotografiebegeisterten, die sich der kleinen Welt widmen.
Falter, Summser, Krabbler & Co., aber auch z.B. Blütendetails sollen so formatfüllend wie möglich im Bild sein, auf Ausschnittsvergrößerungen soll aber aus Qualitätsgründen weitgehend verzichtet werden.
Also muss besondere Hardware ran - oder doch nicht ?
Wenn ja, was ist sinnvoll, denn bei den meisten von uns ist die Geldbörse doch nicht unendlich reichlich gefüllt.
Makroobjektive, das ist wohl meistens die erste Idee.
Ich will hier nicht über die Vor- und Nachteile der möglichen Brennweiten diskutieren, lade euch aber gerne dazu ein, auch dies in einem weiteren Beitrag zum Thema zu machen.
Ich habe mich nach einigen Versuchen für ein Objektiv von Sigma mit einer Brennweite von 150mm entschieden, natürlich mit Bildstabilisator (OS), seit ich dies zusammen mit der Canon R7 mit ihrem eingebauten Stabilisator nutze, habe ich somit sogar doppelten Vorteil.
Vorteil von Makroobjektiven ist u.a. die meist sehr kleine Naheinstellgrenze, das heißt, man kann deutlich näher ran an's Motiv, als mit normalen Objektiven.
Doch Makroobjektive sind meist noch teurer, als normale Objektive, das schreckt vor allem diejenigen ab, die nicht oft Makrofotografie betreiben.
Nächste Möglichkeit sind Telekonverter, mit denen die Brennweite des Objektives um den entsprechenden Faktor vergrößert wird.
Dabei gibt es Angebote der Objektivhersteller, dort teils auf bestimmte Objektive beschränkt und auch Fremdhersteller, wie z.B. Kenko.
Nicht alle Telekonverter unterstützen die Kommunikation zwischen Objektiv und Kamera und selbst wenn das theoretisch der Fall ist, klappt vor allem die Autofokusfunktion nicht immer.
Auch erhöht sich der Blendenwert je nach Verlängerungsfaktor des Telekonverters.
Ich nutze mit durchweg Zufriedenheit den Kenko C-AF 1,4x TELEPLUS MC4, der zumindest mit meinem Makroobjektiv fast 100%ig problemlos funktioniert.
Aber es gab und gibt auch unangenehme Kombinationen, bei denen der Autofokus verweigert wird, abhängig von Objektiv, aber auch verwendeter Blende etc.
Zum Schluss möchte ich auf Nahlinsen eingehen, die meist in die Filtergewinde der Objektive eingeschraubt werden.
Dies ein erster Nachteil, es sei denn, man hat Objektive mit dem identischen Filtergewinde oder nutzt Adapterringe.
Und ich muss auch warnen, die meisten einlinsigen Nahlinsen taugen nichts, ich spreche aus Erfahrung. Günstiger in der Anschaffung, aber die Ergebnisse meist enttäuschend. "Wer billig kauft, kauft zweimal".
Empfehlenswerter sind mehrlinsige ACHROMATE.
Am bekanntesten die Produkte von Marumi und vor allem Raynox.
Ich habe Erfahrung mit den Raynox-Typen DCR-150 (4,8 Dioptrin) und DCR-250 (8 Dioptrin) an diversen Objektiven.
DCR-250 liefert zwar die höchsten Abbildungsmaßstäbe (Vergrößerungsfaktor), war mir aber in Praxis zu frickelig, die Tiefenschärfe für Outdooraufnahmen so gering, dass ich oft verzweifelte.
So bin ich bei der DCR-150 geblieben.
Vorteil dieser Raynox-Linsen ist die mitgelieferte Schnappfassung, mit der ein schnellerer Auf-und-Abbau möglich ist, als mit Einschraublinsen.
Zu Beginn dieses Beitrags schrieb ich vom Abbildungsmaßstab.
Er gibt laienhaft ausgedrückt an, um wie viel kleiner oder größer ein Objekt im Bild abgebildet wird.
Berechnung: Sensorgröße geteilt durch die Größe des Motives.
Ich erspare mir hier die Angabe, bzw. Diskussion, ab welchem Abbildungsmaßstab von Makrofotografie gesprochen werden kann, denn auch darüber gibt's unterschiedliche Ansichten.
Da bekanntlich Bilder mehr als Worte aussagen, nachfolgend eine Collage, in der senkrecht gestapelt mehrere Aufnahmen einer Messvorlage im Abstand von 50cm eingefügt sind.
Die Einzelaufnahmen sind jeweils oberhalb beschriftet, ich denke, mit dieser Beschriftung sollte klarzukommen sein. Objektiv, ggf. mit Zusatz, Brennweite und ABM.
ABM bedeutet Abbildungsmaßstab. Der Sensor meiner R7 ist 22,3mm breit, also ABM = 22,3 geteilt durch die Anzahl der Millimeter in den Bildern. Ergebnisse nicht 100% präzise, zur Demonstration aber sicher ausreichend.
Die Größe dieser Collage habe ich auf 1300 Pixel Breite verkleinert, bitte auf's Vorschaubild klicken, dann werdet ihr allerdings bisschen scrollen müssen.
Man könnte eine solche Aufreihung von Beispielaufnahmen noch fast endlos erweitern, ich wollte nur zeigen, dass auch die Kombination eines normalen Zoomobjektives in Verbindung mit einer guten Nahlinse zu befriedigenden Ergebnissen führen kann.
Voraussetzung allerdings, dieses Objektiv hat eine möglichst kleine Naheinstellgrenze und eine nicht zu niedrigere Brennweite.
Dies einer meiner Gründe zur Anschaffung des Tamron 18-400mm Zooms.
Fragen wie immer gerne.
VG adminFJ
RE: Abbildungsmaßstab - lohnt sich Makro-Zubehör ?
in PLAUDERECKE 31.07.2023 21:03von Michael (ehemaliges Mitglied)
Danke Franz-Jupp für Deine recht ausführlichen Beschreibungen!
Und doch hast Du etwas vergessen: Zwischenringe und Balgengeräte.
Zwischenringe sind sehr günstig, meist bekommt man mehrere in div. Höhen. Sie werden zwischen Kamera und Objektiv montiert und durch die Vergrößerung des Auflagemaßes wird der Abbildungsmaßstab erhöht. Daher sind Zwischenringe ideal für diejenigen, die einfach mal in die Makrofotografie reinschnuppern wollen.
Die teurere Alternative sind Balgengeräte. Das sind im Prinzip variable Zwischenringe mit kleinem bis sehr großem Auszug (sieht aus wie eine Zieharmonika). Sie werden verwendet, um ein kleines Objekt größer darzustellen als es in Wahrheit ist. Das sind dann Abbildungsmaßstäbe von 2:1 und deutlich mehr. Sie sind schwer, sperrig und können eigentlich nur mit Stativ verwendet werden. Eine Lösung für Experten.
LG, Mike
RE: Abbildungsmaßstab - lohnt sich Makro-Zubehör ?
in PLAUDERECKE 31.07.2023 21:57von adminFJ • ADMIN Verwaltung | 540 Beiträge | 6927 Punkte
Stimmt, Zwischenringe und Balgengeräte hab' ich nicht erwähnt, aber bewusst.
Aber Du hast Recht, zumindest kurz darüber schreiben, wäre sinnvoll gewesen.
Balgengeräte sind m.E. eher für Indoor, da sie ziemlich unhandlich sind.
Außerdem haben nur wurklich hochpreisige Balgengeräte Kontakte, damit die Kommunikation zwischen Objektiv und Kamera möglich ist und damit auch der Autofokus.
Zwischenringe habe ich früher auch häufig eingesetzt, vor allem damals mit dem Canon 70-300 und dem 100-400 "L".
Problem ist u.a. die Einschränkung der Entfernungseinstellung von unendlich.
Ich habe auch Zwischenringe für das R-Bajonett, daher werde ich baldmöglichst entsprechende Aufnahmen zur Ergänzung meines Eingangsbeitrages machen.
VG adminFJ
RE: Abbildungsmaßstab - lohnt sich Makro-Zubehör ?
in PLAUDERECKE 01.08.2023 09:26von Bruder Jonas • ADMIN | 170 Beiträge | 5967 Punkte
Was ist mit Umkehrringen (jetzt wohl Retroadapter) ?
Für welche Kameramodelle gibt es die, oder sind die komplett aus der Mode gekommen?
Zu Zeiten der analogen Fotografie, als ich auch selber im Handel tätig war wurden diese als preiswerte Alternative mit halbwegs brauchbaren Ergebnissen gehandelt.
Ist allerdings schon sehr lange her, gefühlt fast 40 Jahre.
Grüßle von Bruder Jonas
das Leben, sagt der Weise, ist eine Reise (frei nach Reinhard Fendrich) ..
RE: Abbildungsmaßstab - lohnt sich Makro-Zubehör ?
in PLAUDERECKE 01.08.2023 19:33von adminFJ • ADMIN Verwaltung | 540 Beiträge | 6927 Punkte
Eigentlich wollte ich mich auf die Hardware beschränken, die meines Wissens am meisten genutzt wird, aber ich hätte weitere Möglichkeiten wenigstens erwähnen sollen
Also habe ich mir selbst Nachsitzen verordnet - Strafe muss sein
Zuerst nochmal die Kombination Tamron 18-400 mit der Vorsatzlinse Raynox DCR-150 (auf's Vorschaubild klicken zum Vollbild)
Über den Bildern in der Collage (und auch den späteren in diesem Beitrag) die Angabe des Objektivs mit Zusatz, die Brennweite, Abstand zum Motiv in cm, die Entfernungseinstellung (entweder Nahgrenze oder unendlich) und ABM=Abbildungsmaßstab (nicht 100%ig präzise).
Man sieht, bei Entfernungseinstellung unendlich musste ich näher ran und die Vignette beweist, warum diese Linsen am besten bei Max-Zoom und Entfernungseinstellung in Richtung Naheinstellgrenze am besten genutzt werden sollten.
Dann wurden von Michael Zwischenringe erwähnt - sinnvoll bei großen Brennweiten, aber Entfernungseinstellung unendlich (oo) nicht mehr völlig möglich
Gabriel @Bruider Jonas fragte nach Retro-Adaptern (Umkehradaptern)
Hier wird ein Objektiv umgekehrt an die Kamera montiert, dafür braucht man zum Kamerabajonett passende Umkehrringe (kein Autofokus möglich), die in's Filtergewinde geschraubt werden oder Retroadapter, die es für viele Kamerabajonetts auch mit Autofokusfunktion gibt.
Hohe Abbildungsmaßstäbe je kleiner die Brennweite, aber dann wird's auch schwierig, ohne Makroschlitten kaum zu empfehlen.
Ich besitze für meine Aufnahmen beim Fokusstacking ein altes PENTACON 29mm, dessen Möglichkeiten habe ich für folgende Collage genutzt - sorry für die Bildqualität, vor allem bei der Normalstellung, in der Eile nicht optimal fokussiert.
So, ich hoffe die Ergänzungen helfen weiter, das Thema könnte noch weiter ausgebaut werden (Lupenobjektive etc.), aber ich möchte nicht an's Eingemachte gehen.
VG adminFJ
RE: Abbildungsmaßstab - lohnt sich Makro-Zubehör ?
in PLAUDERECKE 01.08.2023 20:13von Michael (ehemaliges Mitglied)
Als ich mit der Fotografie anfing hatte ich mir einen Retroadapter selbst gebaut. Empfehlenswert ist die Verwendung eher nicht, da nur durch die Veränderung des Abstands zum Objekt fokussiert werden kann. Und bei meinem selbstgebauten war die Blende komplett geschlossen und im Sucher war kaum etwas zu erkennen, so dunkel war es.
Idealerweise verwendet man heutzutage entweder ein Makroobjektiv (für Insekten & Co. eine möglichst lange Brennweite) oder einen Vorsatz a la Raynox. Ein Makroobjektiv lässt sich auch sehr gut für Portraits und sogar für Landschaftsaufnahmen nutzen.
LG, Mike
RE: Abbildungsmaßstab - lohnt sich Makro-Zubehör ?
in PLAUDERECKE 01.08.2023 22:12von adminFJ • ADMIN Verwaltung | 540 Beiträge | 6927 Punkte
Zitat von Michael im Beitrag #7
Idealerweise verwendet man heutzutage entweder ein Makroobjektiv (für Insekten & Co. eine möglichst lange Brennweite) oder ein Vorsatz a la Raynox. Ein Makroobjektiv lässt sich auch sehr gut für Portraits und sogar für Landschaftsaufnahmen nutzen.
Genau und deshalb hatte ich mich im Eingangsbeitrag auch auf die "einfacheren" Möglichkeiten beschränkt.
VG adminFJ
RE: Abbildungsmaßstab - lohnt sich Makro-Zubehör ?
in PLAUDERECKE 30.08.2023 18:37von SteV (ehemaliges Mitglied)
Interessantes Thema.
Raynox ist schnell mal eben an die Frontlinse geklemmt. Blöd halt wenn der Durchmesser der Linse zu groß ist für die Schnappfassung. Dann nehme ich gerne Zwischenringe. Achromaten zum einschrauben ins Filtergewinde sind auch klasse.
Wenn mich die Experimentierwut packt wird es manchmal spannend. So kann ich etwa einen Converter 1,4 oder 2,0 fach ansetzen und daran dann einen Zwischenring. So kann man schon extreme aber auch noch nutzbare Kombis zusammen basteln. Etwa 1,4 Converter + 11mm Zwischenring und daran eine Festbrennweite oder ein Zoom. Müßte man halt austesten ob und welche Kombi Sinnvoll ist. Am liebsten nehme ich aber meine normalen Makros.
Oder auch immer gerne Teleobjektive! Einfach mal probieren was mit dem Tele so möglich ist.
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